Mein FSJ ist nun seit drei Wochen offiziell vorbei. Ich bin wieder aus Dresden weggezogen und durchlebe gerade meinen „Pausenmonat“ bis das Studium anfängt. Darüber freue ich mich sehr, denn unter Anderem habe ich Zeit, mein Jahr in Dresden und beim PJR für mich ein bisschen Revue passieren zu lassen. Hier ein kleiner Rückblick:
Da die meisten Leute aus dem Büro in meiner ersten Arbeitswoche noch im Sommerurlaub waren, startete mein Freiwilligendienst relativ ruhig. Meine Mentorin Franzi zeigte mir alles wichtige und nach dem anfänglichen Einfinden ging es dann auch relativ schnell los. Am Anfang des Schuljahres standen einige Klassenratseinführungen an, was für mich toll war, da mich das direkte Arbeiten mit Schüler*innen am meisten Interessierte. Das erste größere Projekt war dann das 25. Vereinsjubiläum. Auch das kam mir sehr gelegen, denn neben entspannenden gestalterischen Vorbereitungen konnte ich den Verein, seine Mitglieder und Aktiven bei der Veranstaltung selbst ganz gut kennenlernen. Kennenlernen durfte ich bald auch die anderen sächsischen Freiwilligen des FSJ Politik. Bereits unter Corona-Auflagen, aber immerhin noch in Präsenz trafen wir uns in der St. Pauli – Ruine in Dresden und schmiedeten Pläne für unser gemeinsames Jahr. Ziemlich schnell lernte ich an diesem Tag Leute kennen, die mir auf Anhieb sympathisch waren. So ging ich mit einem sehr guten Gefühl nach Hause und dachte „Das kann ja nur gut werden“.
Wie es jetzt rückblickend zu erwarten ist, kam es dann natürlich ein bisschen anders. Die pandemische Situation verschärfte sich und im Büro fingen wir bald an erst abwechselnd von Zuhause aus zu Arbeiten, später ausschließlich aus dem Homeoffice. Das war für mich und alle anderen Beteiligten natürlich mitunter ganz schön belastend, zum einen wegen der vielen persönlichen Zeit vor dem Bildschirm, zum anderen weil die Arbeit ohne die kleinen Gespräche zwischendurch, wie im Büro, natürlich auch deutlich weniger Freude macht. Das ging natürlich allen so, aber ich finde im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten wurde überall das Beste daraus gemacht. Meine Gruppenseminare wurden allesamt durch von uns Freiwilligen organisierte Onlineveranstaltungen ersetzt. Zwar manchmal etwas verkrampft behielten wir uns als Gruppe doch trotzdem irgendwie auf dem Schirm und inhaltlich war es dank zugeschalteten Gästen aus Landespolitik, Bundespolitik, und verschiedenen Vereinen und Initiativen sowie eigenen Inputs bis hin zu einem dicken Onlineplanspiel zum Syrien-Konflikt meiner Meinung nach sehr spannend und bereichernd.
Treffen mit verschiedenen Ehrenamtlichen – AGs zu Themen wie Rassismus, Extremismus und zuletzt auch der Bundestagswahl fanden bis zum Schluss eigentlich auch fast immer online statt. Auch die dabei entstehenden PJR-Angebote wie Workshops und Projekttage wurden schnell auf das Videokonferenzformat umgestellt, oder gleich darauf zugeschnitten. Das brachte auf jeden Fall viele Herausforderungen mit sich, da es natürlich um einiges schwieriger ist, Jugendliche für politische Themen zu begeistern, wenn man zu diesen nicht einmal Sichtkontakt hat. Sehr angenehm fand ich in dieser Zeit, dass es Raum gab, das persönliche Befinden im Team zu besprechen und alle gegenseitig sehr verständnisvoll waren. Wie im Büro starteten auch die Online-Teamtreffen mit einer „Befindlichkeits-Runde“, zeitweise hielten wir jeden Tag um 10 sogar einen Online-Kaffee-Klatsch. Auch war es kein Problem sich mal für ein bis zwei Stunden vom heimischen Arbeitsplatz zu verabschieden um das Wetter zu genießen und so für ein bisschen Ausgleich zu sorgen.
In den letzten Monaten vor Ende meines Freiwilligendienstes entspannte sich die Situation glücklicherweise wieder etwas. Für die Arbeit bedeutete das, endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zusammenzuarbeiten. Außerdem konnte ich wieder mit an die Schulen gehen um Workshops zum Beispiel zu Partizipation oder Umweltschutz durchzuführen. Das fand ich sehr erfüllend. So ziemlich auf den letzten Drücker entschieden Jeremy, mein Freiwilligen-Kollege aus dem europäischen Freiwilligendienst, und ich uns noch dazu, ein Projekt auf die Beine zu stellen. Dank guter Connections in Dresden und sehr angenehmer und effizienter Zusammenarbeit schafften wir es trotz mangel an Zeit (und deswegen auch Förderung) eine coole, gut besuchte Filmveranstaltung im Malobeo, einer alternativen Bibliothek mit Café, zu verwirklichen. Wir schauten den Film „Flüstern und Schreien“ und besprachen ihn und das Thema der staatskritischen Musikszene der DDR anschließend mit dem Tontechniker Andreas Freiberg, der die Zeit miterlebt hat. Für mich auf jeden Fall ein Highlight! Das nächste Highlight sollte direkt folgen, denn ganz ganz glücklicherweise konnten wir im Juli doch noch eine echte Seminarfahrt machen. Da unsere Online-Seminare inhaltlich schon ziemlich vollgepackt waren, stand der Plan, einfach eine Woche gemeinsam auf dem Permahof in Hohnstein zu campen und damit möglichst viel an persönlichem Kennenlernen und Spaß haben nachzuholen, was vorher nicht möglich war. Wenn eine Woche auch kein ganzes Jahr ersetzen kann, so hatten wir doch eine tolle Zeit miteinander, für die ich sehr dankbar bin.
Apropos… Ich möchte erst mal Franzi, Tobias, Jeremy, Julia und Line Danke sagen, dass ihr so ein liebes Team wart. Ich hatte eigentlich immer Spaß daran, mit euch im Büro zu sein, gute auch persönliche Gespräche zu führen und die Projekte mit euch zu meistern. Es war toll euch nochmal beim Abschieds-/Willkommens- Essen für die Freiwilligen zu sehen und ich werde euch alle ein bisschen vermissen. Außerdem bin ich dankbar für die Programmleitung der Sächsischen Jugendstiftung, die es geschafft hat, für uns Freiwilligen immer das bestmögliche aus den gegebenen Umständen herauszuholen. Ich habe in meinem Jahr in Dresden viel über Politik, Jugendarbeit und mich selbst gelernt, coole Menschen getroffen und würde das FSJ Politik und die Einsatzstelle des PJR auf jeden Fall weiter empfehlen!
Jetzt geht’s für mich erst mal Soziale Arbeit studieren, bestimmt sieht man sich mal wieder, bis dahin…
Tschüß 🙂
Ruben