Mit Koffer, Motivation und Vorfreude kam ich am 01.09.19 nach Paris und bemerkte schnell, dass meine 4-Jahre Französischunterricht kaum etwas gebracht hatten. 🙂
Aber eins nach dem anderen, wie kam ich nach Paris?
Wie es bei vielen Abiturienten der Fall war, wusste auch ich nicht, welchen Weg ich nach meinem Abschluss schlagen sollte und entschied mich deswegen eine kleine „Pause“ zu nehmen. Durch Zufall las ich ich einem AOK-Magazin (ich weiß, richtig komisch eigentlich) etwas über Erasmus+ und wurde neugierig und fand dann auch schnell das ESC, European Solidarity Corps. Dies ist ein Programm, das jungen EU-Bürger/-innen die Möglichkeit gibt innerhalb der EU einen Freiwilligendienst zu machen. Das Projekt, das mich am meisten interessierte, liegt in der Nähe von Paris, (die Stadt der Liebe und des Lichts) und umfasst die Arbeit mit Kindern. Zwei Dinge, die ich unglaublich liebe! Die Bewerbung ging relativ schnell und einfach, ein Skype-Interview und nach zwei Wochen eine endgültige Zusage.
Meine Organisation heißt APJC (Association pour les jeunes et la culture) und bietet verschiedene Aktivitäten, Events und Programme für allerlei Altersgruppen an, hauptsächlich aber für Teenager und Kinder zwischen 8 bis 16 Jahren. Man arbeitet hier wie ein Vollzeitarbeiter, somit 35h/Woche und fünf mal die Woche.
Escape Rooms und Manga-Abende
Ich arbeitete ausschließlich mit Kindern und Teenagern. Wenn die Kinder Schule haben, arbeite ich von Dienstag bis Samstag. Da helfe ich drei mal die Woche bei den Hausaufgaben. Einmal die Woche gibt es Aktivitäten mit Kindern, da basteln wir zusammen z.B. für Halloween und Weihnachten oder entwerfen ein Stop-Motion Kurzfilm uvm.
An Samstagen gibt es Programme für Teenager, da gibt es unglaublich viele unterschiedliche Aktivitäten, wie z.B. Museumsbesuch, Kochen, Fahrradtour, Kinobesuch, uvm.
Wenn die Kinder aber Ferien haben, arbeite ich von Montag bis Freitag und hier gibt es ausschließlich nur Programme für Teenager, was auch ganz unglaublich vielfältig ist, wie z.B. Escape-Room, Manga-Abend, Open-Mic uvm.
Ich wohne in Rosny-sous-bois, ein „banlieu“ 20min von Paris entfernt, in einem voll ausgestattetem großen Haus (WiFi, zwei Badezimmer, zwei WC, Kochutensilien, in Prinzip alles was man fürs Leben braucht) und mit eigenem mobilisiertem Zimmer. Es leben hier noch 4 weitere Europäer/-innen und hier habe ich das Glück unglaublich sympathische Mitbewohner zu haben! Man bekommt auch monatlich genug Geld und die Reisetickets werden auch bezahlt!
Von Kindern lernen
Ich habe Frankreich ausgesucht, um mein Französisch zu verbessern und ich dachte mir, die beste Methode die Sprache zu lernen, ist sicherlich dort zu leben. Am allerbesten ist es, wie ich schnell herausfand, mit Kindern! Denn ihnen ist es komplett egal wie schlecht du die Sprache sprichst und helfen dir gerne! Das Schulfranzösisch hat mir persönlich nicht viel geholfen, deswegen war es gelegentlich sehr frustrierend nicht in der Lage zu sein, sich richtig auszudrücken. Dennoch ist es unglaublich vorteilhaft Vorkenntnisse zu besitzen, damit du dich nicht komplett „verloren“ fühlst.
Das Solidaritätskorps erfordert Kontaktfreudigkeit, Offenheit für Neues und man muss in der Lage sein Eigeninitiative zu ergreifen, denn deine Einsatzstelle wird dich nicht immer beschäftigen oder Aufgaben geben können. Im Gegenzug lernst du Verantwortung zu übernehmen, dein eigenes Geld zu verwalten und dich um dich selbst zu kümmern. Natürlich bekommst man ausreichend Möglichkeit sein Französisch zu verbessern und die französische Kultur zu entdecken.
Vor einer Woche bin ich jetzt von Deutschland wieder nach Frankreich zurück gekommen, wegen der Coronakrise war ich für einige Zeit wieder bei mir zuhause. Mir bleiben nun zwei Monate bis zum Ende meines Freiwilligendiensts und ich bereue rückblickend gewiss nicht, dass ich mich hier beworben habe.
Ich konnte hier unglaubliche Leute kennenlernen, zu denen ich auch nach dem Programm Kontakt halten möchte. Das Alleineleben, das erste Mal weg von den Eltern, erlaubte es mir noch autonomer und selbständiger zu sein. Die Arbeiten mit Kinder, war ebenso lehrreich, sie können gelegentlich nervig und frech sein, aber tief drinnen sind das wohl die unschuldigsten Wesen auf Erden.
Ich möchte auch betonen, dass wir als EU-Bürger/-innen die Möglichkeit haben, dank ESC kostenlos für ein Jahr in einem anderen EU-Land zu leben, das findet man nirgendwo sonst auf dieser Welt.
Ich hoffe, dass ich euer Interesse wecken und einen grober Einblick geben konnte, wie euer Freiwilligendienst im ESC aussehen könnte! Ich bedanke mich auch hier beim Politischen Jugendring Dresden, der dieses tolle Programme unterstützt und mich hier entsandt hat! Sie waren für mich immer bei Fragen da gewesen und leisten eine unglaublich gute Arbeit. Vielen Dank!
Lam Thao Nguyen