Fahrt nach Buchenwald

Fahrt nach Buchenwald

Am Donnerstag den 28. Juni nahm ich an einer Fahrt ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald teil. Sie bildete den Abschluss von zwei Bildungstagen, die wir zuvor an der 116. Oberschule gehalten hatten.

Um 7 Uhr setzte sich der Bus – mit der kompletten Jahrgangsstufe 9 der 116. Oberschule und mir an Bord – in Bewegung und wir machten uns auf in Richtung Ettersberg bei Weimar. Nach einer langen Fahrt hielt schließlich der Bus auf dem dafür vorgesehenen Besucher- Parkplatz, dem ehemaligem Exerzierplatz der SS. Zunächst ging es in ein Kino, in dem ein Einführungsfilm gezeigt wurde, der Entstehung und Ausbau des Konzentrationslagers beleuchtete. Anschließend stießen mehrere Besucherführer hinzu und es ging klassenweise auf Erkundungstour auf den Spuren des Konzentrationslagers.

„Caracho“-Weg, Tierpark, Einzelhaft- Belustigung der SS

Die erste Station war – neben einem Übersichtsplan des Geländes – der Caracho-Weg zum Eingang des Lagers. Der Namensursprung basiert auf der Geschwindigkeit, mit welcher die Häftlinge das letzte Stück bis zum Eingang getrieben wurden. In unmittelbarer Nähe zum Zaun befand sich ein für die SS- Familien angelegter Tierpark und es erschien unglaublich, dass sich hier regelmäßig Wärter und deren Familien an den Tieren erfreuten, während in 5 Meter Entfernung Menschen an Hunger, Krankheiten, Schikanen und Folter litten und schließlich starben.

Bevor wir jedoch das historische Tor durchquerten, warfen wir zunächst einen Blick in die Isolationszellen im linken Gebäude vom Eingang. Dabei erzählte uns die Führerin, dass die Menschen, die in die Isolationszellen geworfen wurden, meist anschließend umgebracht wurden. Allein der geringe Platz und die Dunkelheit in den Zellen machte Angst. Mit Maßen von 2m mal 1,4m reichte der Platz schon nicht für eine Person. Da das in den Augen mancher SS-Männer jedoch mehr als ausreichend erschien, wurden zeitweise bis zu 15 Personen in die Zelle gesperrt und bis zu 10 Tagen nicht wieder aufgeschlossen; obwohl sich die Toiletten auf dem Gang befanden – oder gerade deshalb?

Schließlich standen wir vor dem historischem und bekannten Tor zum Lager, mit der nach innen gerichteten Aufschrift: „Jedem das seine.“ Das war eine direkte Botschaft der SS an die Häftlinge: sie sollten sich nicht beschweren, denn sie würden ihre „gerechte Behandlung“ bekommen. Eine perverse Vorstellung von Gerechtigkeit.

Ein leerer Platz- voll von Erinnerungen

Letztendlich betraten wir den geschotterten Platz und ließen das Tor hinter uns. Wir fanden uns auf einer großen Fläche wieder, wo sich früher einmal die Baracken befanden. Jetzt erinnern lediglich die mit farbigen Steinen markierten Stellen, wo einmal Baracken gestanden haben. Nicht zu übersehen sind die schwarzen Schornsteine des Krematoriums. Auf dem Weg dahin macht uns die Führerin auf den Elektrozaun aufmerksam, der das Lager umspannt und durch den dauerhaft 220 Volt flossen. Die Menschen, die sich mittels des Zaunes das Leben nahmen, wurden in der Lagersprache der Mitthäftlingen als Zaunkönige bezeichnet. 

Angekommen am Krematorium wurden wir gebeten zuerst stillschweigend die Pathologie zu betreten. Hier durchleuchteten die Nationalsozialisten selbst die Leichen nach noch verwertbaren Materialien, wie zum Beispiel Zahngold. Das jedoch selbst die tätowierte Haut entfernt wurde, um diese auf Lampenschirme zu spannen, hat mich nachhaltig geschockt.  

Nach dem Krematorium Gebäude  besichtigten wir noch einen Pferdestall, in dem sowjetische Kriegsgefangene in einem provisorischen Arztzimmer an einer Messlatte durch Genickschuss umgebracht wurden. Das war die letzte Station der geführten Tour und wir wurden eingeladen selbstständig das Museum zu besichtigen, welches nochmal sehr viel Input gewährte.

Dann ging es auch wieder zurück nach Dresden und der eindrucksreiche Tag endete mit Antworten- aber auch mit neuen Fragen.