Europa vermitteln heute: einfach. neu. anders!?

Europa vermitteln heute: einfach. neu. anders!?

 
Europa
vermitteln heute: einfach. neu. anders!?
Politische
Bildung richtet seit einiger Zeit den Blick auf neue Ansätze in Hinsicht auf aktuelle
Problemlagen. In einem europäischen Raum, wo die Länder sich sehr eng verknüpft
haben und versuchen ihre Politik gemeinsam zu gestalten, sind wir alle
Europäer. Denn Europa wird immer mehr als eine Idee, es wird zu einem funktionierenden
Organismus, einer bestimmten Wertegemeinschaft. Wie können wir aber als Akteure
von Jugendarbeit in Deutschland, Europa bestmöglich angesichts der aktuellen
Herausforderungen vermitteln?
Das war
die Leitfrage bei dem Fachforum Europa in Dresden am 9. bis 10. März. An dem
Forum nahmen Fachkräfte der europabezogenen Jugendbildung aus formaler und
nicht formaler Bildung, aus Politik, Forschung und Medienbereich teil.
Das Forum bot
eine Plattform für verschiedene Fragen und Workshops. Wir hatten die
Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen von anderen Organisationen. Die
Veranstaltung schaffte viel Raum zur Vorstellung erfolgreicher nationaler und
europaweiter Projekte, sowie neuer Methoden und innovativer Bildungsangebote.
Das
Fachforum Europa wurde vom Direktor des Hygienemuseums Prof. Klaus Vogel
eröffnet. Er begrüßte alle Gäste und merkte an, dass europäische Werte der
Gesellschaft bewusst werden sollen und Xenophobie und Ausgrenzung auf keinem
Fall zu Dresden gehören!
Nach
seiner Begrüßungsrede hielt Prof. Dr. Oberle von der Universität Göttingen einen
Vortrag zum Thema „Didaktische Perspektiven einer europabezogenen Bildung“. Es
ging um einen Mangel an  Europabildung in
der Schule. Die europäische Ebene sei in der Schule wenig präsent – behauptete Prof.
Dr. Oberle. Die Jugendlichen sollen  europabezogene,
politische Kompetenzen entwickeln, um in einer europäischen Gesellschaft
teilzuhaben. Ebenso fehle meistens in der Jugendarbeit  der Begriff europäische Identität und europäisches
Bewusstsein. Die Träger der Jugendarbeit sollen bei den Jugendlichen Emotionen
für Europa zu wecken. Außerdem braucht man mehr Handlungsorientierung in der
Jugendarbeit. Als empfehlenswerte Methode wurden Planpolitik (Planspiele) und
Service Learning vorgeschlagen, sofern diese gewissen Maßstäben gerecht werden
Durch die Planspiele können die Jugendlichen nicht nur
ein „objektives“ europäisches Wissen erlernen, sondern auch ein „subjektives“
Wissen von der EU (ich kann mitreden, ich kann überzeugen) entwickeln. Das könnte
ein fließender Übergang zur Partizipation und europäischem Bewusstsein sein.
Nach dem
leckeres Mittagessen, das in der Sonne vor dem Hygienemuseum eingenommen werden
konnte, waren wir wieder bereit für die Workshops.
Bijou und
ich haben als ersten Workshop „Europa in der Schule“ ausgewählt. Die TN
betonten verschiedene Probleme bei der Europa-Arbeit in der Schule, z. B.
fehlende Fachkräfte in der Schule, die die Schüler für Europa begeistern
können. An dem Workshop hat mich der Erfahrungsbericht von Frau Ricarda
Geidelt, Grundschullehrerin an der Lessingschule in Leipzig, besonders
begeistert. Sie erzählte über den langen und schwierigen Weg der Lessingschule
zur Europaschule. Sie erklärte den Teilnehmern, welche Projekte die Schule organisiert
hat und wie ihre Schüler an europäischen Projekten und Wettbewerben teilnehmen,
z. B Schüleraustausche, Europa-AG, Skype-Konferenzen mit schwedischen Schülern.
Ganz tolle Projekte! Frau Geidelt stellte fest: wir müssten am besten schon im
Kindergarten mit Europabildung anfangen, weil gerade die Kinder noch keine
Grenzen im Kopf haben.
Nachmittags
bin ich zum 2. Workshop gegangen „Kritisch, aber pro Europa – eine
Ideenwerkstatt für Jugendbildung und Jugendarbeit“. Stephan Schwieren vom Haus
am Maiberg hat den Workshop moderiert. Ob europäische Jugendprojekte nicht oft
zu unkritisch seien – fragte er uns – wo stehen wir und wo wollen wir hin?
Seine Veranstaltung hat er mit solchen Fragen begonnen. Die Vertreter von den Organisationen
waren sich fast einig, dass wir uns mit Europa immer
kritisch auseinandersetzen müssen. Europa zu erklären sei ziemlich schwierig,
deswegen wurde uns vorgeschlagen in kleinen Gruppen Europa zu malen! Welche
Kunstwerke – Europabilder- haben wir geschafft, könnt ihr gleich hier sehen;))
Ganz
bemerkenswert war, dass die TN Europa heute nicht nur als EU definieren,
sondern auch noch Länder wie Belarus, Ukraine, Russland, Armenien, Türkei usw. einschließen.
Symbolisch haben fast alle die Friedenssicherung als selbstverständliche
Grundidee Europas ausgewählt. Andere positive Aspekte wie Freizügigkeit,
Mobilität, kulturelle Vielfalt waren ebenso

mit Europa assoziiert. Trotzdem
waren die Europabilder mit einigen Hoffnungen und Zukunftsfragen bemalt: wie
können wir z. B eine gemeinsame Vorstellung von Europa haben? Oder: wie kann
man die europäische Werte in allen Länder akzeptieren und vorantreiben? Wie
erreichen wir Wohlstand für alle Europäer? Gibt’s es Sicherheitsgefahren für
Europa und die EU heute? Solche Fragen haben wir auch diskutiert und uns weiter
mit den Zielen, Inhalten und Methoden der Europa-Jugendpolitik beschäftigt. Um Interesse
an Europa zu schaffen, brauche es verstärkt Perspektivenwechsel und
Anknüpfungspunkte für Jugendliche aus dem Alltag, aber auch mehr
Europabewusstsein, Neugier und Emotionalität. Die reflektierte
Auseinandersetzung sei dabei eines der wichtigsten Ziele, einigte sich die
Gruppe.

 Zweiter
Tag
 
 Am zweiten Tag wurden uns
verschiedene europäische Projekte, Programme und Initiativen kurz präsentiert.
Wir, Tobias, Bijou und Alex haben uns nach verschiedenen Themen verteilt, um uns
so viel wie möglich anzuhören. Ganz interessant
fand ich die Organisation European Alternatives, die ihre Projekte in mehreren
Ländern Europas durchführt und Demokratieförderung mit verschiedenen Aktionen
unterstützt, z. B. „Transeuropa Caravans“.
Bijou hat
an dem Workshop „Young workers for europe“ des Xenos-Projekts teilgenommen. Das
Projekt richtete sich an junge Menschen in NRW, die sich in berufsvorbereitenden
Bildungsmaßnahmen und außerbetrieblichen Ausbildungen befinden. Ziel war handwerkliche
Qualifikation und soziales Lernen mit Auslandserfahrung zu verbinden und für
die Teilnehmenden die Vermittlung wertvoller Qualifikationen für die berufliche
Entwicklung. Ein konkretes Ergebnisbeispiel  dieses Projektes war  ein Kurzfilm über junge Azubis aus NRW, die
zwei Wochen lang an einer Renovierungsarbeit einer von Deutschland gebauten jüdischen
Gedenkstätte in einem kleinen Dorf in Griechenland teilgenommen haben. Eine
andere Gruppe hat auch mit ihrem Engagement (der Bau einer Müllabfuhr) in einem
Dorf in Rumänien gezeigt, wie gut es ist an andere Menschen zu denken und ihnen
etwas Gutes zu tun. Am Ende des Workshops gab es die Möglichkeit eine DVD über
verschiede Aktionen des „Young Workers for Europe“ zu bekommen. Danach ging es
weiter zum nächsten Workshop. Tobias und Bijou gingen noch zu dem Publixphere-Workshop.
Dort wurde erklärt wie junge Leute oder noch ältere über ein europabezogenes
Thema auf der Plattform diskutieren können. Das Ziel dieses Projektes ist eine
Diskussion über die aktuellen Themen und Problemen zu eröffnen, damit jeder
seine eigene Meinung dazu bringt. Und jede 3. Woche nach der Eröffnung der
Diskussion wird eine Zusammenfassung auf der Seite gepostet. Und dann geht’s
weiter mit dem nächsten Thema.
Wie kann
man sich mit Europa beschäftigen, um Populismus zu vermeiden? Mit dieser Frage
setzen wir uns bei der Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus Wien, Tschechien
und Deutschland auseinander. Was tun gegen Populismus? – 4 Experten versuchten
eine Antwort auf die Frage zu finden. Lida Rakušanová, die Vertreterin von
Radio Free Europe erzählte über populistische Bewegungen und Parteien in
Tschechien. Sie hatte die Einstellung, obwohl Jugendliche in Tschechien und
Deutschland ihre eigene, andere Wahrnehmung von Europa hätten, seien sie trotzdem
pro Europa und bereit sich an der EU-Prozessen zu beteiligen. Prof. Dr. Eckart
D. Stratenschulte aus der Europäische Akademie Berlin behauptete dass wir uns
zurück auf die Grundideen von Europa besinnen müssen, die Komplexität
reduzieren, um so Europa verständlich zu machen. Nur mit

kritischer Auseinandersetzung
mit Europa können wir uns gegen Populismus verteidigen. Dazu sei es wichtig
genau konstruktive Kritik zu äußern, und nicht fundamentale, die gegen Europa als
Ganzes orientiert sei. Die populistischen Bewegungen, wie z. B. die PEGIDA –
Bewegung, setzen immer auf Stereotype und Vorurteile, die Aufgabe von
Jugendorganisationen dabei sei es diese Stereotype abzubauen und ein rationales
Wissen zu vermitteln. Frau Diendorfer, die aus Österreich kam, hat die Meinung vertreten,
dass wir in den Jugendlichen ein Gefühl von „global citizen“ entwickeln sollen.
Das hieße, wer sich als global citizen verstehe, der habe keine Probleme mit
Zugehörigkeitsgefühl und die populistische sozial Bewegungen können damit
vermeidet werden.

„Europa
darf Spaß machen!“ so beendete Tobias Heinemann die Diskussion, ein sehr schöner
Ausdruck aus meiner Sicht.  Wie können
wir bei den Jugendlichen Interesse an Europa wecken, wie kann das Gefühl nach
europäischer Zusammengehörigkeit wachsen? Ich glaube dieses Forum hat
verschiedene Antworten auf diese Fragen gegeben. Um ein einheitliches Europa zu
entwickeln, das nach innen und außen handlungsfähig ist, müssen wir, die Träger
der Jugendpolitik, uns europaweit konsolidieren, um den Europagedanken weiter
zu verbreiten.
 Liebe Grüße,