Demokratie in China?

Demokratie in China?

Ein Stereotyp von China ist seine Ablehnung
westlicher Werte. Beispielsweise habe es eine eigene Form der Demokratie, die
jedoch im Westen  als Diktatur betrachtet
wird.  Die chinesische Führung argumentiert,
dass China seine eigene Politik mit eigenen Normen haben müsse. Ein Blick in
die Geschichte zeigt allerdings, dass Demokratie und China nicht vereinbar zu
sein scheinen. Unter Sun Yatsen begannen zu Beginn des 20. Jahrhundert die
ersten Revolutionen für die chinesische Demokratie. Die von ihm gegründete
Republik China besteht auf Taiwan fort und hat sich in eine demokratische,
offene Gesellschaft weiterentwickelt.
Diskussion mit den drei taiwanischen Vertretern
So habe ich am 26.02.2015 an einem Vortrag über das Thema „ Chinesische
Demokratie“ teilgenommen. Das Seminar wurde von den JUSOS Leipzig angeboten,
dem der SPD nahestehenden Jugendverband. Eingeladen warenDr.
Klement Gu, stellvertretender Repräsentant
Taiwans, und Julie Chu, 1. Sekretärin der Taiwan Vertretung.  Sie haben uns die
taiwanische Demokratie näher vorgestellt und sind auf die zwei wichtigsten
Herausforderungen der taiwanischen Außenpolitik eingegangen. Diese bestehen
in den Beziehungen zu Festland-China und der Einbindung Taiwans ins
internationale System.
Dr. Klement hat die Beziehungen zwischen
Taiwan und Deutschland erklärt. Diese sind weniger diplomatischer denn wirtschaftlicher
Natur, denn Taiwan ist ja kein international anerkannter Staat.  Die deutschen Interessen werden durch
das Deutsche Institut Taipeh wahrgenommen, nicht durch eine offizielle
Botschaft. Es sind vor allem wirtschaftliche
Beziehungen. Taiwan gehört zu den vier Tigerstaaten Asiens und besitzt beispielsweise
große Hardwarefirmen mit bis zu einer Million Angestellter. Taiwan ist
nach Hongkong Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner in Asien (weltweit
außerhalb der EU Nr. 30), umgekehrt ist Deutschland für Taiwan der bedeutendste
Handelspartner in der EU. In fast allen Branchen sind deutsche Unternehmen in
Taiwan oft schon seit vielen Jahren aktiv und nicht selten haben diese
Geschäftsbeziehungen direkten Bezug zu China, wo Taiwan einer der wichtigsten
Auslandsinvestoren ist. Taiwan interessiert sich für Deutschlands
energiepolitische Entwicklungen und die damit einhergehende Entwicklung grüner
Technologien. Taiwan exportiert also in diesem Sinne
Computer und viele andere elektronische Produkte. Dafür bekommt Taiwan aber
auch Software und andere Produkte aus dem Westen, die es sonst auf seinem
Binnenmarkt nicht gäbe.

 

Uns wurde auch erzählt, dass die taiwanische
Bevölkerung statisch getrachtet relativ alt ist. Deswegen intensivieren sich im
Wissenschaftsbereich die deutsch-taiwanischen Kontakte zu Zukunftsthemen wie
Urbanisierung, alternde Gesellschaften, Umwelt und Energie. Taiwan ermöglicht auch Austauschprogramme und Stipendien
für Interessierte aus Deutschland und Taiwan. Das Ziel ist, dass diese jungen
Leute in der Zukunft zusammen arbeiten können.
Bijou