Mein ESK – Das Lehren und Lernen in Ungarn

Mein ESK – Das Lehren und Lernen in Ungarn

Sziasztok!

Mein Name ist Nicolas, ich bin 19 Jahre alt und aktuell verbringe ich zehn Monate in Ungarn. Ursprünglich war die Idee eines Freiwilligendienstes nur gereift, weil ich absolut keine Ahnung hatte, was ich nach der Schule machen möchte. Als ich jedoch mehr darüber nachdachte – und sich die Möglichkeit ergab, diesen mithilfe eines ESK im Ausland zu verbringen – kamen viele weitere positive Argumente dazu. Und nach nun dreieinhalb Monaten kann ich durchaus behaupten, dass die meisten meiner Wünsche und Vorstellungen bereits jetzt Realität geworden sind.

Ganz viel Neues

Neben den Erlebnissen, die man hat, lernt man eine ganze Menge Menschen und Kulturen kennen. Ich lebe in Debrecen, der zweitgrößten Stadt des Landes und durch eine Universität mit rund 30.000 Studierenden aus aller Welt durchaus als multikulturell zu bezeichnen. Ob beim wöchentlichen Volleyballspielen, bei Wanderausflügen ins Umland, bei abendlichen Barbesuchen oder in der sogenannten American Corner – überall trifft man junge Menschen aus allen Teilen der Welt, von Vietnam, über Uganda, bis in die USA. Und das alles hat noch nicht einmal etwas mit dem Projekt zu tun. 

Von den meisten Veranstaltungen erfährt man hier, wohl oder übel, sehr einfach über Facebook, jeder nutzt das hier (und ich dachte vorher, das sei ausgestorben :). Viele Menschen sind mir bereits jetzt ans Herz gewachsen und es gibt eigentlich immer Sachen, die man machen kann. Von Corona spürt man hier übrigens bisher (und hoffentlich auch in Zukunft!!) nichts, was sehr schön ist, da man endlich wieder uneingeschränkt Dinge unternehmen kann.

Mein Projekt

Aber auch in meinem Projekt lerne ich natürlich eine ganze Menge kennen. Meine Hauptaufgabe besteht darin, Lehrerinnen und Lehrer an unterschiedlichen Schulen beim Deutschunterricht zu unterstützen. Das Sprachlevel der meist 14- bis 18-Jährigen ist sehr unterschiedlich, allerdings scheine ich sehr viel Glück mit meinen Klassen zu haben, denn die meisten Lernenden arbeiten wunderbar mit und es macht sehr viel Spaß. Zu Beginn habe ich vor allem Präsentationen über diverse Themen, wie beispielsweise meine Heimatstadt Dresden, gehalten und eher passiv den Unterricht begleitet. Mit der Zeit stieg und steigt meine Teilhabe allerdings und inzwischen leite ich auch einige Stunden fast vollständig selbst. Besonders im Umgang mit jüngeren Menschen entwickle ich mich täglich weiter und das Feedback ist auch fast ausschließlich positiv. Zu Weihnachten habe ich auch echt viele supersüße (teilweise im wahrsten Sinne des Wortes) Geschenke bekommen. Die Menschen in Ungarn lieben es, neben ihrer generellen Gastfreundschaft, anscheinend auch sehr zu schenken.

Unterricht

Neben der Arbeit an Schulen bin ich noch in einige Tätigkeiten meiner Hosting-Organisation “KÖZ-Pont Ifjúsági Egyesület” involviert. So helfe ich manchmal bei der Organisation und Durchführung von Events, bei der Betreuung von unserem Promotions-Stand bei Veranstaltungen und ich leite und organisiere, gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin, alle zwei Wochen ein sogenanntes Open Café. Bei diesem haben Jugendliche aus Ungarn und aller Welt die Möglichkeit, sich auf Englisch über ein bestimmtes Thema auszutauschen und in kleinen Spielen Spaß zu haben.

Zusammen mit Barbara aus Italien, die so ziemlich das gleiche macht wie ich, wohne ich in einem kleinen Apartment quasi mitten in der Innenstadt. Alles ist in Fußreichweite, was super ist. Nachdem man fast 19 Jahre nur bei seinen Eltern gelebt hat und durchgefüttert wurde, ist auch das Leben alleine eine sehr spannende Erfahrung, an die ich mich jedoch auch recht schnell gewöhnen konnte. 

Wir lernen auch Ungarisch, sowohl über Duolingo, als auch über Unterricht bei einer Lehrerin. Es ist eine sehr witzige und eine sehr sehr komplizierte Sprache, schließlich hat sie keinerlei Verwandtschaft zu irgendeiner anderen Sprache. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich mich sinnvoll mit anderen Menschen unterhalten kann.

Open Café

Zu den Highlights bisher zählt auf jeden Fall der Besuch meiner Familie Ende Oktober. Ohne deren dauerhafte Präsenz lernt man auf alle Fälle, jede gemeinsame Minute wertzuschätzen. Nach ein paar schönen Tagen in Debrecen haben wir eine halbe Woche in Budapest verbracht und generell eine wunderbare Zeit gehabt.

Auch das On-Arrival-Meeting Ende November fand in Budapest statt und auch dieses war eine herausragende Woche. Gemeinsam mit Freiwilligen aus allen Ecken des Landes haben wir fünf Tage in einem Hotel in Ungarns Hauptstadt verbracht und hatten neben jeder Menge Essen auch eine klasse Zeit. Wir lernten viele Dinge über den Europäischen Solidaritätskorps und beispielsweise über die Bewältigung möglicher Probleme. Besonders viel Spaß bereiteten uns allerdings die Abende und der Mittwoch, an welchem wir in kleineren Gruppen Budapest, und z.B. auch den Weihnachtsmarkt, besichtigen konnten. Ich freue mich auf alle Fälle schon sehr auf das Midterm-Meeting Ende Februar.

Zwischenfazit

Auch wenn der Großteil des Projekts noch vor mir liegt, wage ich mir ein kleines Zwischenfazit: Bisher kann ich sagen, dass es eine absolut richtige Entscheidung war. Ich habe mich bereits jetzt menschlich weiterentwickelt, habe viele neue, super nette Menschen kennengelernt und wurde definitiv selbstständiger. Auch bezüglich meiner Zukunft bin ich nicht mehr ganz so planlos, ich tendiere momentan stark dazu, Lehramt zu studieren. Auch hierfür ist es eine klasse Vorbereitung.

Und nun mein Lieblingswort: Viszontlátásra!