Vom 13. Bis 20. März 2021 organisierte der PJR Dresden e.V. in Kooperation mit der russischen Partnerorganisation drb (Deutsch-russisches Begegnungszentrum Sankt Petersburg) den ersten Teil der deutsch-russischen Jugendbegegnung “Ich bin die Zeit – Erinnerungskultur in Russland und Deutschland”. Die siebentägige Online-Veranstaltung stellte den Auftakt-Teil des internationalen Austauschs dar, dessen zweiter Teil im Juli 2021 in Sankt Petersburg stattfindet.
Die Partnerstädte Dresden und Sankt Petersburg sind zwei Städte mit bewegter Geschichte, die eine Vielzahl sogenannter “Erinnerungsorte” zählen. Erinnerungsorte sind Ereignisse, aber auch Objekte, Persönlichkeiten und kulturelle Praktiken, die unsere Gesellschaft bis heute prägen. Das Ziel der Jugendbegegnung ist der Austausch über die Bedeutung dieser Orte in der aktuellen Zeit und für junge Menschen aus Russland und Deutschland sowie eine Diskussion darüber, inwiefern sie politische Entscheidungen, aber auch unsere ganz persönlichen Sichtweisen auf das eigene wie das andere Land beeinflussen.
An der Jugendbegegnung nehmen jeweils zehn Teilnehmende aus Russland und Deutschland teil. Während der einwöchigen Veranstaltungen lernten sich die Teilnehmenden untereinander kennen und setzten sich in vielfältigen Arbeitsformaten mit Aspekten von Erinnerung beider Länder auseinander.
Am ersten Tag der Online-Begegnung widmeten wir uns einer generellen Einführung in die Thematik der Erinnerungskultur und die Klärung von Begriffen wie kollektives vs. individuelles Gedächtnis, Erinnerungsort und Geschichtspolitik. Anschließend setzten wir uns intensiv mit zwei wichtigen Erinnerungsorten in Sankt Petersburg und Dresden auseinander – die Leningrader Blockade und die Friedliche Revolution. Während Gesprächen mit Zeitzeug*innen, einem digitalen Stadtrundgang auf Dresdens Spuren der Friedlichen Revolution mittels der App “Action-Bound”, einem Filmabend, Gruppenarbeiten, Diskussionsrunden und selbst erstellten Präsentationen hatten die Teilnehmenden auf vielfältige Art und Weise die Möglichkeit, sich den Themen zu nähern. Für die Projektumsetzung ins Digitale nutzten wir häufig die Funktion von Breakout-Rooms und Online-Tools wie Padlet, Cryptpad, Oncoo und Mentimeter. In verschiedenen Workshops zur künstlerischen Arbeit mit Erinnerungen wurden die Teilnehmenden auf das Ziel der Begegnung vorbereitet – die Vorstellung einer kreativen Auseinandersetzung mit einem der vorgeschlagenen Erinnerungsorte. Die Vorbereitung dieser Präsentationen erfolgte während zweier asynchroner Tage während der Woche der Begegnung. Trotz einer erschwerten Arbeitsweise innerhalb des virtuellen Formats entwickelten die jeweiligen Kleingruppen Ergebnisse mit äußerst viel Hingabe, Motivation und Kreativität! Am letzten Tag fand eine Präsentation aller Ergebnisse vor einem Publikum statt – diese beinhaltete z.B. selbst erstellte Videos und Podcasts, die Verarbeitung von familiären Erinnerungen, länderübergreifende Sichtweisen auf historische Ereignisse und selbst verfasste Gedichte. Es entstanden sogar Projektideen, an denen in den nächsten Monaten bis zum Beginn des zweiten Teils der Jugendbegegnung gearbeitet wird.
Neben thematischen Inhalten konnten sich die Teilnehmenden untereinander während Partnerarbeiten und Sprachanimation kennenlernen. Damit die jeweils andere Stadt zumindest in irgendeiner Weise digital kennengelernt werden konnte, wurde eine digitale Stadtrundführung organisiert, bei der die Teilnehmenden mit Fotos und Texten ihre Lieblingsorte in Dresden bzw. Sankt Petersburg der anderen Gruppe näherbringen konnte.
Während des zweiten Teils der Jugendbegegnung im Juli werden wir uns mit spezifischeren Aspekten beider Erinnerungsorte beschäftigen. Nun hoffen wir, dass die Zeit bis zum zweiten Teil des Jugendaustauschs mithilfe kleiner Tandem-Aufgaben zum Lernen der jeweils anderen Sprache kurzweiliger gemacht werden kann. Wir freuen uns jetzt schon darauf, alle Gesichter wiederzusehen und gemeinsam kräftig weiter zu diskutieren!