21 Tage in häuslicher Isolation: Erfahrungsbericht mit Covid-19

21 Tage in häuslicher Isolation: Erfahrungsbericht mit Covid-19

Eine Ärztin wird durch die Infektion einer Arbeitskollegin ebenfalls positiv auf Corona getestet und gehörte zu den ersten Corona-Erkrankten. Wie ein Anruf durch das Gesundheitsamt das Leben unseres Autors und seiner kleinen Familie auf den Kopf stellt und wie sie die Isolation erlebt haben.

Die Nachricht des positiven Testergebnisses kam wie aus dem Nichts: häusliche Isolation für die gesamte Familie, Protokollierung des Gesundheitszustands und penible Auflistung aller Kontakte der letzten 14 Tage.

Im ersten Moment nahm ich den Anruf des Gesundheitsamtes noch sehr gelassen entgegen. „Damit sind wir wohl alle positiv“, merkte ich mit einem leicht ironischen Unterton an. Im nächsten Augenblick dämmerte mir, was häusliche Quarantäne in einer 2-Zimmer-Wohnung mit Kleinkind wohl bedeutet. Unzählige Fragen von der momentanen Ebbe im Kühlschrank, dem weiteren Vorgehen bis hin zur chronischen Bronchitis unseres Kindes und dem damit verbundenen erhöhten Risiko. „Wir melden uns wieder bei Ihnen!“ Diesen Satz sollten wir in den nächsten Tagen vom Gesundheitsamt noch öfters hören.

Beginn der Quarantäne

Ganze 3 Tage später wurden uns telefonisch die Fristen der Quarantäne genannt, die sich bei mir und unserem Kind entsprechend verlängerten, da der letzte Kontakt zu meiner Frau ausschlaggebend war und somit offiziell erst mit diesem Telefonat die Quarantänezeit begann. Der Einwurf, dass wir ja zusammenwohnen und es demzufolge keinen letzten Kontakt gebe, ließ die Sachbearbeiterin über unterschiedliche Nutzungszeiten des Badezimmers und der Küche philosophieren, welche ich nur mit der erneuten Nachfrage nach einem zeitnahen Test für mich und unser Kind unterbrechen konnte. Der Hinweis, dass ich vor Kurzem auf Arbeit eine Veranstaltung mit 250 Personen besuchte, welche dann alle Kontaktpersonen wären, wurde über das erste Telefonat hinaus nochmals betont.

In der Zwischenzeit wurden wir durch Freunde mit Essen versorgt, anfallender Müll durfte nach 22 Uhr selbst entsorgt werden und die ersten Symptome machten sich breit. Eine unglaublich trockene Kehle forderte Unmengen an Wasser, Hals- und Gliederschmerzen kamen mit Eiszapfen an den Füßen hinzu. Zum jetzigen Zeitpunkt gesehen waren die Symptome alles andere als schlimm. Das eigentliche Problem ist die Psyche, die bei 24/7-Betrachtung des eigenen Körpers leicht durchdreht.

Testergebnis per Freisprecheinrichtung

Nach einer Woche standen die Tests immer noch aus, aber das hiesige Ordnungsamt schickte 2 Mitarbeiterinnen an einem Sonntag zu uns nachhause, um meiner Frau und allen auf den Balkonen sitzenden Nachbarn per Freisprecheinrichtung mitzuteilen, dass sie an Corona erkrankt sei und ob sie darüber denn schon Bescheid wisse. Ein Hoch auf die Verschwiegenheitspflicht sowie die Persönlichkeitsrechte.

Auch wurde uns zu dieser Zeit der schriftliche Bescheid über die häusliche Isolation zugestellt, der wieder ein anderes Quarantäne-Enddatum, nämlich um weitere 4 Tage verlängert, als ursprünglich mitgeteilt erhielt. Umgehend wurde versucht Kontakt mit der im Schreiben aufgeführten Ansprechpartnerin aufzunehmen, allerdings ohne jeglichen Erfolg. Nach unzähligen Telefonaten, Stunden in der Warteschleife und etlichen Rückrufen, konnte lediglich festgestellt werden, dass eine Person mit dem uns mitgeteilten Namen nicht vom Landratsamt beschäftigt wird und die dazugehörige Telefonnummer zur KFZ-Zulassungsstelle gehörte. Lediglich Yoga und die Verantwortung unserer Mitmenschen gegenüber konnten uns von einem persönlichen Besuch beim Gesundheitsamt abhalten.

Schlussendlich erhielt meine Frau ihr zweites Testergebnis, welches negativ sein sollte und auch war. Der erste Test von unserem Sohn und mir stand dagegen immer noch aus. Doch dann ging es plötzlich schneller als erwartet und wir wurden 2 Wochen nach den Symptomen innerhalb der nächsten 3 Tage zu 4 Tests durch 5 unterschiedliche Sachbearbeitende eingeladen. Vorort auf dem Testgelände, einem Container-Drive-In, wurden wir jedoch nie angemeldet. Nach dem zweiten negativen Test, Unverständnis und gleichzeitigem Gelächter des medizinischen Personals konnten wir auch das Gesundheitsamt mit viel Überzeugungsarbeit von weiteren Tests abbringen.

Schrecken ohne Ende?

Doch wer denkt, dass damit zumindest ein Spaziergang wieder möglich gewesen wäre, irrt. Es war chancenlos den schriftlich ausgestellten Quarantänebescheid zu korrigieren und die offensichtlich falsch berechnete Isolationszeit zu verkürzen. Vielmehr wurden, je nach Gesprächspartner, 4 weitere Fristen genannt. Von sofortiger Quarantänebeendung, über der Benötigung eines weiteren negativen Ergebnisses bis hin zur Strafandrohung bei Missachtung des Infektionsschutzgesetzes war alles dabei. Besonders skurril wurde es dann noch, als wir erfuhren, dass mit den durch meine Frau angegebenen Kontaktpersonen auch sehr unterschiedlich verfahren wurde. Beispielsweise durfte eine Verkäuferin im Einzelhandel sowie Mitarbeiterin einer Arztpraxis ohne Einschränkung weiterarbeiten.

Nach 21 Tagen häuslicher Isolation waren wir definitiv um einige Erfahrungen (und Kilos) reicher. Heute bringen uns diese Erinnerungen lediglich noch zum Lachen und machen uns dankbar, dass wir nur einen leichten Verlauf hatten und nun wieder völlig genesen sind. Das Gefühl mit etwas Glück über ein paar Monate hinweg immun zu sein, gibt uns zumindest nun im Alltag die Sicherheit und Freiheit, auf die wir längere Zeit verzichten mussten und wir können wieder im Kampf gegen Covid-19 anpacken. #staysafe