Das von uns Freiwilligen organisierte Sommerkino hat nun am Dienstag stattgefunden, wir finden es war ein sehr schöner und entspannter Abend. Danke an alle, die da waren.
Wir haben den Film „Flüstern und Schreien“ im Malobeo gezeigt, einer kleinen selbstverwalteten Bibliothek mit food-sharing und Café in der Neustadt und dort trudelten gegen 18:00 Unr dann die Besucher*innen ein. Sehr zu unserer Freude war der gemütliche und einladende Malobeo-Raum schnell gut gefüllt und der Film konnte starten.
„Flüstern und Schreien“ (1988 erschienen) von Dieter Schumann ist eine Dokumentation der neuen und bunten Musik-Szene die kurz vor Ende der DDR florierte. Mit Interviews und Livemitschnitten von Punkbands wie „Feeling B“ über „Chicoreé“ bis hin zur Ostrock-Ikone „Silly“ sowie vielen Gesprächen mit jungen Fans der verschiedenen Richtungen, hat der Film sehr authentische Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelt der musikbegeisterten Generation gegeben. Das Besondere: obwohl der Film von den DDR-eigenen Filmbetrieben, der Defa, produziert wurde, äußern sich die Menschen passend zur Musik darin latent staatskritisch, was wohl auch den immensen Erfolg des Films direkt nach seiner Veröffentlichung erklärt. Der Film zeugt somit auch von einem Strategiewechsel der Kulturpolitik und von einer DDR im Umbruch.
Nach dem Schauen machten wir untermalt von passender Ost-Mukke erstmal eine Pause. Das Malobeo-Team hatte dazu ein leckeres Essen für alle gekocht, was sehr gut ankam. Schnell entsponnen sich kleine Gespräche darüber welche Künstler*innen besonders sympathisch waren, welche Szenen im Gedächtnis geblieben waren, welche witzigen Situationen eingefangen wurden, aber auch inwieweit das vermittelte Bild der Situation von kritisch denkenden Jungen Menschen denn tatsächlich der Realität entspricht.
All diese Gedanken haben wir dann mit ins anschließende Filmgespräch genommen, für das wir ca. eineinhalb Wochen vorher sehr spontan und unkompliziert noch Andreas Freiberg als Referenten gewinnen konnten. Er war in seiner Jugend Teil der unangepassten Blueser-Szene und wurde dann Tontechniker, wie er selbst sagte, um mit den in der DDR zur Verfügung stehenden Möglichkeiten die größtmögliche Freiheit zu genießen. Denn als Tontechniker kam er zunächst in der gesamten DDR, später auch im sowjetischen Ausland bis nach Asien berufsbedingt viel herum. Herr Freiberg erzählte uns zum Beispiel, wie er die Veröffentlichung des Films aus erster Hand erlebt hatte, wie das Einstufungssystem für Bands der DDR funktionierte, oder welche Repressionen für Andersdenkende im Film nicht deutlich wurden. Alle Gäste konnten außerdem viele Fragen stellen und spannende persönliche Anekdoten darüber hören, wie er mehrmals knapp den staatlichen Behörden und deren Strafen und Zwängen entgehen konnte. Seine Erlebnisse schildert Andreas Freiberg auch in seinem Buch „Freibergs Freiheit“.
Insgesamt war das Sommerkino ein voller Erfolg. Ganz lieben Dank an Herrn Freiberg für seine Einblicke und an das Malobeo-Team für die Räumlichkeiten, das gute Essen und die Unterstützung und natürlich an alle Menschen, die die Veranstaltung besucht haben, es war toll, dass ihr alle dabei wart!
Beitragsbild mit Bildern von: Jim Morton/East German Cinema Blog; https://eastgermancinema.com/2018/08/11/whisper-shout/ ; Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/