Elisabeth über ihre ersten Monate in einer Vorschule in Gulbene,Lettland.
„Juhuu, endlich Freiheit!“, hat es in mir gerufen, als ich im Juni 2025 mein Abi-Zeugnis in den Händen hielt. Für mich war klar: Ich möchte ins Ausland gehen, auch um meine Sprachkenntnisse aus der Schule zu verbessern. Darum gehörte Lettland anfangs nicht gerade zu meinen bevorzugten Zielländern. Mit der Beschreibung des Projektes konnte ich dann aber doch mehr anfangen. Mich erwartet in einer Vorschule in Gulbene die Zusammenarbeit mit Kindern und die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen. Im Prinzip genau das, was ich suchte.
Viel zu tun…
Meine Arbeit findet in mehreren Klassen mit Kindern von 3–7 Jahren statt. Ich begleite sie bei Ausflügen, lerne mit ihnen das lettische Alphabet sowie Zahlen, backe Sandkuchen im Garten, tanze, singe Lieder oder leite eigene Aktivitäten an.
Nach und nach kann ich mit den Einheimischen besser kommunizieren, auch wenn viele Kinder durch soziale Medien schon gute Englischkenntnisse haben.
Egal, ob wir Weihnachtsbäume malen, Schneeflocken basteln, ich zeige, wie man Moos-Hüttchen baut, oder wir eine Akrobatik-/Tanz-Choreographie einstudieren – ich lerne stets dazu und verstehe langsam, was es bedeutet, „Erzieherin“ zu sein.
…aber auch Zeit zum Reisen
Neben viel Zeit für mich selbst – zum Reisen oder Sprachenlernen – habe ich auch die Möglichkeit, Sport zu machen. Dazu gehören bekannte Sachen wie Schlittschuh-, Ski- oder Fahrradfahren. Allerdings bekommen wir auch Gelegenheiten, Neues auszuprobieren. So gehe ich mehrmals die Woche zum lettischen Volkstanz und zum Ringen. Wir durften Teil der Parade zum lettischen Unabhängigkeitstag in traditioneller Kleidung sein und viele weitere Feierlichkeiten und Traditionen miterleben. Ich habe das Gefühl, integriert zu werden, auch wenn es manchmal ein paar Wochen braucht, bis sich Kollegen oder Nachbarn mir gegenüber öffnen.
Von Lettland aus habe ich nun schon das komplette Baltikum bereist, zusammen mit Freiwilligen und Freunden aus aller Welt. Auch wenn vor allem die Wintermonate kalt und die Tage kurz sind, wird die Dunkelheit hier überall mit zahlreichen Lichterketten und leuchtenden Dekorationen erhellt.
Der Wohnstandard ist nicht unbedingt sehr hoch, dafür aber relativ naturnah. Es gibt viele Altbauten und vor allem in meiner Stadt Gulbene konnte ich zahlreiche Gärten und Waldstücke mit kleinen Teichen entdecken. Durch das viele Grün konnte ich den Wechsel der Jahreszeiten noch einmal auf eine ganz andere Art bestaunen. Noch nie habe ich einen so farbenfrohen und goldenen Herbst erlebt.
Und Raum zum Lernen
Nicht unbedingt würde ich alle Gewohnheiten hier in der Kultur und an der Schule unterstützen, jedoch kann man von ihnen lernen. Ich erkenne, welche Werte für mich wichtig sind, was mir liegt und Spaß macht und was ich weitergeben möchte, wo es Schwierigkeiten gibt und ich lernen kann oder was ich vermisse und in Zukunft mehr wertschätzen sollte.
Im Prinzip ist es nicht besonders bedeutend, wo man sein Auslandsjahr oder seinen Freiwilligendienst verbringt. Die Erfahrungen werden überall wertvoll und bereichernd für das restliche Leben sein. 🙂
