Salut 🙂
Mein Name ist Elisabeth, ich bin 19 Jahre alt und nun seit sechs Monaten in Nancy, Frankreich, wo ich einen neunmonatigen Freiwilligendienst im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) absolviere. Bevor ich hierherkam, habe ich in Dresden mein bilinguales Abitur am Romain-Rolland-Gymnasium gemacht – Französisch begleitet mich also schon eine Weile, aber das Leben und Arbeiten in Frankreich ist noch einmal eine ganz andere Erfahrung.
Ich arbeite bei einer Organisation namens CRISTEEL, was dieses Akronym bedeutet erspare ich euch aber! CRISTEEL trägt das Label eines Europe Direct-Zentrums. Für alle, die mit diesem Begriff nicht vertraut sind: Europe Direct-Zentren gibt es in ganz Europa, und sie dienen dazu, den Bürger:innen der Europäischen Union Informationen über die EU zu bieten. Das umfasst alles von den politischen Institutionen über aktuelle Entwicklungen bis hin zu praktischen Fragen, wie man sich beispielsweise in Europa vernetzen oder mobil sein kann. Für uns heißt das, dass wir durch das Anbieten von Workshops viel Zeit in Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen verbringen. Oder auch in Zügen, denn wir sind für besagte Workshops, Messen oder Veranstaltung, wie Seminaren oder Konferenzen fast in der ganzen Region „Grand Est“ und manchmal sogar in den Nachbarländern unterwegs. Wenn wir gerade nicht unterwegs sind, werden die nächsten Events vorbereitet oder vergangene nachbereitet. Dabei bin ich besonders im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Außerdem engagiert sich CRISTEEL im Bereich der europäischen Mobilität. Dazu gehört das Organisieren von Jugendaustauschen, aber auch das Informieren und „Entsenden“ von französischen Jugendlichen für Freiwilligendienste eben im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps.
Nancy ist eine mittelgroße Studierendenstadt mit vielen Erasmus-Student:innen aus ganz Europa. Das Erasmus Student Network (ESN) organisiert regelmäßig Veranstaltungen, bei denen sich Studierende und Freiwillige vernetzen können. Durch den Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern habe ich viele neue Perspektiven gewonnen – nicht nur im Alltag, sondern auch bei den Seminaren mit anderen Freiwilligen aus ganz Frankreich. Diese werden von der französischen Nationalagentur organisiert und bieten die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen, sich weiterzubilden und das eigene Engagement zu reflektieren.
Gleichzeitig begegnen mir hier ĂĽberraschend viele deutsche Studierende und Freiwillige, unter denen ich gute Freundinnen gefunden habe. Dadurch fĂĽhlt sich das Leben in Nancy oft international, vor allem aber auch ein wenig vertraut an. Und wenn doch einmal der Wunsch nach Tapetenwechsel aufkommt, ist die Stadt ideal gelegen: Metz ist nur eine kurze Zugfahrt entfernt, StraĂźburg, Luxemburg und Paris sind in weniger als zwei Stunden gut erreichbar.
Die Zeit vergeht, speziell seit Weihnachten, unglaublich schnell – nun bleiben mir weniger als 100 Tage in Nancy. Das fühlt sich, um ehrlich zu sein, schon seltsam an, besonders weil die ersten Monate hier für mich nicht immer einfach waren. Doch genau das macht diese Erfahrung so wertvoll. Ich habe gelernt, mit Herausforderungen umzugehen, mich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden und habe tolle Menschen kennengelernt, die ich sicher vermissen werde. Vor allem aber hat mir mein Freiwilligendienst gezeigt, wie wichtig und bereichernd europäischer bzw. internationaler Austausch ist – nicht nur für die eigene Entwicklung, sondern auch für das gegenseitige Verständnis.
Meine Arbeit bei CRISTEEL hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie essenziell politische Bildung ist. Viele Menschen wissen wenig über die Strukturen Europas oder ihre eigenen Mitgestaltungsmöglichkeiten. Dabei gibt es so viele Chancen – sei es durch Erasmus, den Europäischen Freiwilligendienst oder andere Programme. Diese Möglichkeiten aufzuzeigen und greifbar zu machen, ist etwas, das mich bestimmt auch in Zukunft begleiten wird.
Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen – ob im Rahmen eines Freiwilligendienstes, eines Studiums oder Praktikums im Ausland. Auch wenn es zu Beginn manchmal herausfordernd ist und man die gewohnte Umgebung vermisst, bieten diese Erfahrungen eine wertvolle Gelegenheit, persönlich und „professionell“ zu wachsen.