Auf Einladung der Abteilung Europäische und internationale Angelegenheiten der Stadt Dresden beteiligten wir uns an Bildungsprogramm rund um ein internationales Zusammenkommen von je zwei jungen Menschen aus Partner- und befreundeten Städten der Stadt Dresden im Rahmen des 80Jährigen Gedenkens zum 13. Februar.
Eine der Teilnehmerinnen, Cécila aus Straßburg, die gerade ein Erasmus-Semester in Dresden verbringt, konnte bei der Gedenkveranstaltung eine Rede halten, die uns allen sehr gefallen hat. Wir freuen uns, dass Sie uns die Erlaubnis gegeben hat, ihre Rede hier auf unserer Webseite zu veröffentlichen.
Seine Königliche Hoheit,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Ehrengäste,
sehr Dresdnerinnen und Dresdner,
liebe Jugendliche aus Europa,
meine Damen und Herren,Wie Sie hören können, komme ich nicht aus Deutschland. Ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen, aber seit 5 Monaten ist Deutschland mein neues Zuhause geworden und hat mir die schönste Erasmus-Erfahrung ermöglicht. Ich komme aus Dresdens Partnerstadt Straßburg, und doch stehe ich hier, dankbar für diese Möglichkeit und geehrt, an dieser bedeutenden Zeremonie teilnehmen zu dürfen.
Warum, fragen Sie? Nun, weil es das Mindeste ist! Wenn ich Ihnen heute eines mit Sicherheit sagen kann, dann ist es, dass kulturelle Vielfalt stärker ist als Grenzen. Erinnerung ist stärker als Grenzen. Wir gedenken heute nicht nur der Vergangenheit und der Verluste. Wir feiern auch die Zukunft, die Hoffnung und den Frieden. Und wenn ich vor Ihnen stehe, dann auch, weil es unsere Pflicht ist – als Deutsche, Franzosen, Europäer –, nicht zu vergessen, uns an den zurückgelegten Weg zu erinnern und die Früchte dieses Weges zu feiern. Heute bin ich nicht nur eine Französin, die in Deutschland lebt. Heute bin ich eine Bürgerin, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt.
Dies ist das erste Mal, dass ich eine Rede auf Deutsch halte, und ich muss sagen, dass ich ein bisschen ängstlich bin. Aber da unsere Aufarbeitung der Vergangenheit stärker ist als Angst, stehe ich heute hier vor Ihnen.
Am siebten Juli 2024 hatte Frankreich auch Angst. Vielleicht hatten Sie auch Angst. Ich hatte Angst. Das Rassemblement National stand kurz davor, an die Macht zu kommen. Was uns lange Zeit unvorstellbar schien, war plötzlich möglich und stand unmittelbar vor uns.
Die Werte und Rechte, für die so viele Frauen und Männer gekämpft haben, dürfen nicht mit Füßen getreten werden. Das ist meine Botschaft heute: Solange es Hoffnung und Widerstand gibt, wird das nicht geschehen. Unsere Geschichte ist unterschiedlich, ebenso wie unsere Kultur, aber was uns verbindet, sind diese Werte von Vielfalt, Freiheit, Frieden und Demokratie.
Seit fünf Monaten lebe ich hier in Dresden, und ich muss sagen, dass ich der Stadt Dresden dankbar bin. Ich bin Deutschland und Europa dankbar, die mir die schönste Erfahrung geschenkt haben. Und ich hoffe, dass jede Jugendliche und jeder Jugendliche Europas diese Freude früher oder später empfinden wird. Unsere deutsch-französische Freundschaft ist ein Geschenk, und wir müssen sie bewahren.
Dresden hat mir gezeigt, dass Erinnerung nicht nur ein Blick zurück ist, sondern auch ein Weg nach vorn. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam weitergehen. Denn Erinnerung allein reicht nicht, wenn sie uns nicht dazu bewegt, zu handeln.
Vielen Dank.