Aprilwetter, Rollatoren und ganz viel Hygge! – Mein Freiwilligendienst in Dänemark

Aprilwetter, Rollatoren und ganz viel Hygge! – Mein Freiwilligendienst in Dänemark

Hej alle sammen, ich bin Elisa und verbringe im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps und mit der Unterstützung des PJR neun Monate in Dänemark. Hier wohne ich in einer WG mit einer anderen Freiwilligen, die in einem anderen Projekt arbeitet, in Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks. Unter der Woche arbeite ich in einem Pflegeheim für ältere Menschen in Solbjerg, eine halbe Stunde mit dem Bus von Aarhus entfernt.

Im Pflegeheim – „Smil til verden og så smiler verden til dig.“

Im Pflegeheim, das auf deutsch den schönen Namen „Lächele gegenüber der Welt, dann lächelt die Welt dir gegenüber“ trägt, arbeite ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen. Ein Teil unserer Aufgaben ist praktischer Natur: Abwasch, Tischdecken, Lebensmittellieferungen einräumen, Äpfel im Garten ernten oder Blumen gießen.

Der größere Part besteht allerdings darin, Zeit mit den älteren Menschen zu verbringen, die in diesem Haus leben. Manche Aktivitäten stehen fest auf dem Wochenplan, wie Stuhlgymnastik oder mittwochs mit freiwilligen Damen aus Solbjerg zum Kaffeetrinken alte dänische Lieder zu singen. Dafür holen wir Bewohner von ihren Wohnungen ab und bringen sie wieder nach Hause. Wir helfen dann überall, wo wir gebraucht werden, vom Kuchenausgeben bis zum Finden der Seite im Gesangbuch, und singen natürlich mit.

Auch selbst haben wir Aktivitäten initiiert: Zusammen mit den Bewohnern haben wir zum Beispiel Festschmuck gebastelt, ein kleines Konzert gegeben oder im noch recht dunklen Frühjahr wöchentlich ein, zwei Folgen der alten dänischen Serie Matador geschaut, sogar mit Popcorn.

Vieles ergibt sich allerdings spontan. Aus einem Nachhausebringen wird ein Spaziergang und Blumenstraußpflücken. Oder nach dem Kaffeetrinken bietet sich die Möglichkeit eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ zu spielen oder nochmal die Gesangsbücher aus dem Schrank zu holen.

Dieses going-with-the-flow gefällt mir sehr gut und meine Lieblings-„Aufgabe“ ist es wirklich, einfach mit den Bewohnern zusammenzusitzen und sich zu unterhalten. Zwischen Geschichten von Bällen im Dorf, großen Reisen, dem Alltag in der Haushaltsschule und dem Leben während der Besatzung lernt man immer ein neues dänisches Wort und bekommt so manche Lebensweisheit mitgegeben.

Im Altenheim erfüllen die kleinen hyggeligen Momente den Alltag. Über das Jahr hinweg durften wir aber auch ein paar größere Festlichkeiten miterleben, das Høstfest (Erntefest), Julefrokost (traditionelles Weihnachtsmittagessen) und dann den ganz überraschenden Thronwechsel im Januar. Von Geburtstag bis zum Feiern des neuen Königs, die dänische Flagge ist immer dabei. 🇩🇰

Manchmal weht sie jedoch vor dem Gebäude auf Halbmast und am Eingang werden eine Kerze sowie ein kleines Schild mit dem Namen der Person aufgestellt, die wir verloren haben… Zu diesem Arbeitsplatz gehört leider auch, dass man Menschen in einer Phase ihres Lebens begleitet, in der ihre Körper sie immer mehr im Stich lassen und man immer wieder mal, manchmal ganz plötzlich, Abschied nehmen muss. Etwas Trost findet man dann in dem Gedanken, dass man die Möglichkeit hatte, diese Person kennenzulernen und einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, deren Leben zu bereichern.

In Aarhus und unterwegs

Aarhus liebe ich sehr. Die Stadt liegt direkt am Meer, Parks und spannende Museen gibt es auch, mit dem Fahrrad oder Bus ist man schnell überall, wo man hinmöchte, und durch die Universität gibt eine Menge junge Leute und es ist viel los. Gerade jetzt, wo es wieder heller und wärmer ist, findet ein Festival nach dem anderen statt und Flohmärkte sind überall zu finden. Um darauf aufmerksam zu werden, ist Facebook hier die Top-Informationsquelle.

Während meiner Zeit hier hatte ich viele Möglichkeiten, andere Freiwillige aus der ganzen Welt zu treffen und weitere Orte in Dänemark zu entdecken. Die Aufnahmeorganisation, Dansk ICYE, organisiert viele Eventangebote für Freiwillige der Region und vier Mal im Jahr ein Camp. Die Veranstaltungen reichen von gemeinsam Brunchen, Mini-Golf spielen, ins Kino zu gehen hin zu Museumsbesuchen und dabei immer mit der Chance, neue Leute und etwas Kulturelles kennenzulernen – und man kann auch selbst etwas vorschlagen und organisieren.

Zum ESC-Programm gehören darüber hinaus zwei Seminarwochen, das On-Arrival-Training und das Midterm-Training. Dabei tauscht man sich viel über seine Erfahrungen in Dänemark aus, über Gelerntes, Schwierigkeiten und Highlights. Auch lernt man ganz konkret mehr über Dänemark und die dänische Kultur sowie die EU und ihre Werte. Beim ersten Training haben wir in einer für Dänemark sehr typischen Højskole (freie Hochschule mit Internat) gelebt und die zweite Seminarwoche fand in Kopenhagen statt! So und durchs Wohnen & Arbeiten lernt man viele Menschen kennenlernen und zusammen haben wir viel unternommen: Uns gegenseitig besucht, nochmal so Kopenhagen angeschaut, viele Spieleabende veranstaltet, gekocht, Dänemark von Norden nach Süden bereist und zusammen Neujahr gefeiert!

Für die Erlebnisse in diesen neun Monate und die Unterstützung des PJR dabei bin ich sehr dankbar! Ich werde die Menschen und das Leben hier vermissen und würde mich ohne Nachdenken zu müssen, wieder dafür entscheiden.